Oder: Wie ich lernte, dass Weingläser biegsam sein können
Als ich eingeladen wurde, bei einer „Wine & Clay“-Session mitzumachen, ich so: „Zu Vino sag‘ ich … eh schon wissen, aber Töpfern?!“ Meine bisherige Erfahrung mit Ton beschränkte sich auf viel zu schnell austrocknende Masse und eine batteriebetriebene Plastik-Töpferscheibe, bei der die Batterie immer leer war. Da war ich zehn. Aber na gut, be bold, be brave und gib Töpfern eine zweite Chance. Spoiler: Es hat sich echt gelohnt!
Die Location allein ist schon traumhaft: die kleine, versteckt Buschenschank Mischpoche im Weingarten am Wiener Nussberg (iykyk). Dort empfängt uns Vera Grillmaier (@vera.grillmaier), Töpfermeisterin und Artist. Mit einem Lächeln – und zum Glück ohne Töpferscheibe. Denn: Vera lehrt euch in ihren Workshops die Daumentechnik und (mein favourite) die Würstltechnik. Aber dazu später mehr. Vera ist öfter mal bei Weingütern unterwegs und bietet dort ihre Workshops an. Warum gerade Wein? „Man könnt’s auch mit Kaffee machen. Aber es geht auch ums Genießen“, verrät sie mir.
Ich nehme vor meiner Töpferunterlage Platz und schaue in die Runde: bunt gemischt, einige Menschen, die eher wegen des Töpferns da sind, einige eher wegen des Weins. So wie Christoph, der neben mir sitzt. Er hat unser Gespräch gehört und added: „Wein und Ton passen auch super zusammen, weil Wein gerne auf Lehm wächst. Da ist Ton ein wichtiger Bestandteil.“ Christoph schenkt mir ein Achterl Weißwein ein. Ein Gemischter Satz von Mischpoche, aus genau dem Weingarten, in dem wir sitzen. Ich erfahre: Sogar unter unseren Füßen gibt es Ton im Boden.
Ein Schluck zum Start, während Vera den Ablauf erklärt: Jede*r darf sich von dem Riesenblock Ton, den sie mitgenommen hat, so viel abschneiden wie er*sie braucht. Zum Formen empfiehlt sie einerseits die Daumentechnik, bei der aus einem Stück mit den Fingern etwas geformt wird. Funktioniert super z. B. bei Schüsseln oder Häferln. Andererseits gibt es die Würstltechnik, die sich für höhere Gefäße besonders eignet.
Dann wird es creative und alle dürfen ihr eigenes Kunstwerk formen. And how creative they are: ein Schüsserl fürs Hundi, Espressohäferl, Armreifen und ein Weinkühler sind am Entstehen. Und ich? Ich schau mich am Tisch um, nimm einen sip vom Gemischten Satz und Geistesblitz! Ich mach ein Weinglas! Daumentechnik für den Fuß, Würstltechnik für den Stiel, wieder Daumentechnik für den Kelch. Hat’s geklappt? Caught in 4k:
So lernte ich, dass Weingläser biegsam sein können. Es war aber kein voller Fail – aus dem unteren Teil wurde ein Ringhalter und aus dem oberen Teil ein Schüsserl für alles Mögliche. Meinen Vino trink ich dann doch lieber aus Glas-Gläsern.